Therapie

Für das Lipödem gibt es kein einheitliches Behandlungsregime.

Es sollte gelten:
Erst wenn alle konservativen Massnahmen ausgeschöpft sind, kann über eine Liposuktion nachgedacht werden.

  • Konservative Therapie

    Bei einem Lipödem ist das vorrangige Ziel der Behandlung, die Beine zu entstauen.
    Hier kommt die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) zum Einsatz:

    • manuelle Lymphdrainage (ca. ein- bis zweimal pro Woche)
    • Kompressionsverbände, also spezielle Bandagen oder Kompressionsstrümpfe (täglich)
    • Krankengymnastik
    • intensive Hautpflege


    Laut Empfehlungen sollte die komplexe physikalische Entstauungstherapie möglichst lebenslang durchgeführt werden, da sich die Ödeme sonst erneut bilden. Auf das Fettgewebe an sich hat die KPE jedoch keine Auswirkungen. Nach einer erfolgreichen Entwässerung des Lipödems kann deshalb eine Fettabsaugung (Liposuktion) infrage kommen, bei der durch die komplexe Liposuktion das gesamte krankhafte Fettgewebe entfernt werden kann.

    Obwohl eine Kombination aus komplexer physikalischer Entstauungstherapie und Fettabsaugung als Behandlung von Experten empfohlen wird, zählt die Fettabsaugung noch nicht zu den Standardtherapien beim Lipödem. Aus diesem Grund müssen Betroffene die Kosten für eine Fettabsaugung in der Regel häufig selbst tragen, da der Eingriff von den Krankenkassen bislang als reine Schönheits-OP gewertet wird.

    Diuretika
    Eine Behandlung des Lipödems mit entwässernden Medikamenten sollte nicht durchgeführt werden!

  • Ernährungs- und Bewegungstherapie

    Das Lipödem kann erst durch eine vermehrte Energiezufuhr von aussen entstehen, hier kommt es dann zur typischen Fettzellvermehrung (Hyperplasie). Im Gegensatz zu Menschen, die nicht an einem Lipödem erkrankt sind, kann trotz aller Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Diäten oder Sport das neu gebildete Fettgewebe nicht zum Einschmelzen gebracht werden, da der Rücktransport des Fettes aus der Zelle gestört ist. Man sagt auch: das Lipödem ist nicht abhungerungsfähig.

    Da Übergewicht zu ernsthaften Folgeerkrankungen (Diabetes, Hypertonus, Hypercholesterinämie u. a.) führen, ist die Gewichtsreduktion durch vermehrten Kalorienverbrauch (sportliche Betätigung) und die verminderte Kalorienzufuhr durch eine dauerhafte Ernährungsumstellung der Schlüssel zum Erfolg.

    In der Differentialdiagnose des Lipödems zur Adipositas sollte der BMI nicht als Abgrenzungsparameter herangezogen werden, da es hier zu einer falschen Interpretation kommen kann. Besser ist, man greift auf die Waist-Height-Ratio (WTR: Bauchumfang im Verhältnis zur Körpergrösse) und die Waist-Hip-Ratio (WHR: Bauchumfang im Verhältnis zum Hüftumfang) zurück.

    Maßnahmen, die den Erfolg der Behandlung unterstützen, sind gesunde Ernährung, Sport, viel Bewegung, konsequentes Tragen der Kompressionsstrümpfe und das Vermeiden von Übergewicht.

  • Operative Therapie

    Es gibt für die Operation des Lipödems nicht DIE Methode, sondern es werden von unterschiedlichen Ärzten verschiedene Operationsmethoden angewendet.

    Durch meine jahrelange Erfahrung in der operativen Therapie des Lipödems habe ich die „komplexe Liposuktion“ entwickelt. Hierdurch wird mit Vibrationskanülen das krankhafte Fettgewebe nicht nur an einigen Stellen entfernt, sondern am gesamten Bein und ggf. auch an den Armen. Hierdurch kann ein langfristig gutes Ergebnis erzielt werden. Die Beine werden in drei aufeinanderfolgenden Sitzungen, die Arme in einer Sitzung operiert. Die Operationen werden in einem zeitlichen Abstand von 3-4 Monaten durchgeführt.

    Die Operation kann ambulant oder stationär durchgeführt werden. Da die komplexe Liposuktion ein sehr aufwendiges Verfahren ist, sind Operationszeiten von 5-6 Stunden notwendig. Diese Operationen werden in Vollnarkose durchgeführt. Zusätzlich werden mittels einer Pumpe Tumeszenzlösung unter die Haut in die abzusaugenden Regionen gespritzt. Dieser ist Adrenalin beigefügt, so dass die Liposuktion in einem praktisch blutleeren Raum durchgeführt werden kann. Hierdurch ist der Flüssigkeitsverlust gering und es kann das reine Fettgewebe abgesaugt werden.

    Die kleinen Hautschnitte werden durch Spezialpflaster verschlossen, anschliessend erhalten Sie einen Verband mit Schaumstoff und elastischen Binden, welcher am zweiten postoperativen Tag gegen ein massgefertigtes Mieder bzw. Beinstrumpf ausgetauscht wird. Die angelegte Kompressionskleidung hat den Zweck, das Unterhautfettgewebe zusammenzudrücken, damit sich in den schmalen Tunnels, die bei der Fettabsaugung entstehen, keine Flüssigkeit ansammelt. Zusätzlich wird der Heilungsprozess als auch die natürliche Hautschrumpfung günstig beeinflusst. Den von uns verordneten Kompressionsstrumpf, bzw. das Kompressionsmieder sollten Sie für ca. 6-8 Wochen dauerhaft tragen.

    Die nach der Operation entstehenden Schmerzen können mit Medikamenten im tolerablen Bereich gehalten werden.